Starkregen in Reinbek verdeutlicht: Keine Bebauung des Holzvogtlands!
Noch in der Woche vor dem letzten Starkregenereignis in Reinbek, am 02.09.2021, warnte der Reinbeker Gemeindewehrführer Oliver Selke im Umwelt- und Verkehrsausschuss vor der beste-henden Problematik durch Starkregen, Sturm- und Hitzewellen in unserer Stadt. Prompt demons-trierte eine Woche später ein starkes Gewitter (10.09.2021), dass auch in Reinbek heftige Unwette-rereignisse möglich sind.
Oliver Selke berichtete seinerzeit auch im TV-Interview mit dem NDR von Überflutungen im Gewerbegebiet Reinbek-Glinde und vollgelaufenen Kellern:
Bereits jetzt sind der Reinbeker Feuerwehr im Stadtgebiet Punkte und Flächen bekannt, die bei Starkregen besonders gefährdet sind und wo Maßnahmen zu treffen sind, um die Situation zu verbessern. Kurzfristige Maßnahmen seien bspw. die Pflege von Sielen und Gullis und die Vergrößerung der Rohrdurchmesser.
Bei seinem Vortrag im Umweltausschuss berichtete Selke, dass für langfristig wirksame Maßnahmen, die tatsächlich Ursachen von Überflutungen vorbeugen könnten, eine topographische und hydrologische Analyse und Simulationen von Wasserständen notwendig seien, um Überflutungsereignisse und Abflusswege des Wassers tatsächlich zu verstehen und vorbeugende Maßnahmen zu treffen. Er berichtete, dass im Juni 2021 Neuschönningstedt bei einem anderen Starkregenereignis „komplett abgesoffen“ sei. Das geschehe bereits bei einem Starkregenereignis mit 30-40 l/Std (In Bergedorf gab es bereits Starkregenereignisse mit 60 l/Std). Der Gemeindewehrführer erinnerte auch an das Bille-Hochwasser im Januar 2018. Ursachen seien u.a. eine übermäßige Flächenversiegelung. Die Stadtverwaltung wurde bereits 2019 durch einstimmigen Beschluss des Hauptausschusses aufgefordert, über Vorsorgemaßnahmen bei Extremwetterereignissen in einer zukünftigen Sitzung zu berichten. Der dem Beschluss vorangegangene Antrag warnte schon seinerzeit:
„So ist damit zu rechnen, dass Hochwasserlagen der Bille wie im Jahr 2018 auch in Zukunft auftreten werden. Es ist Bestanteil der kommunalen Daseinsvorsorge, für diese Fälle über Notfallpläne zu verfügen und die Folgen von Extremwetter durch geeignete Maßnahmen abzumildern. Das Klimaschutzkonzept der Stadt Reinbek nennt ebenfalls exemplarisch zahlreiche Maßnahmen, wie zum Beispiel die Folgen von Hitzewellen gemildert werden können (siehe Seite 178 ff)“.
Klimaschutzkonzept der Stadt Reinbek (S. 178ff)
Der einstimmige Beschluss unterstreicht, dass die Reinbeker Parteien / Kommunalpolitik sich – zumindest theoretisch – seit Jahren bewusst sind, dass auch hier in Reinbek verstärkt mit Extremwetterereignissen gerechnet werden muss.
Auch das Unwetter vom 10. September 2021 verdeutlicht: Es ist an der Zeit, dass die Wichtigkeit und Dringlichkeit erkannt wird, in Reinbek Maßnahmen umzusetzen, um die Stadt und die Menschen hier auf den stattfindenden Klimawandel vorzubereiten. Eine großflächige Versiegelung von Ackerflächen – wie durch die geplante Bebauung des Holzvogtlands angestrebt – ist allerdings der falsche Weg. Denn derartige Freiflächen werden schon jetzt benötigt, damit bei Starkregen das Wasser versickern kann.
Das Umweltbundesamt schreibt zu den ökologischen Auswirkungen von Bodenversiegelungen:
„Eine übermäßige Bodenversiegelung hat unmittelbare Auswirkungen auf den Wasserhaushalt: Zum einen kann Regenwasser weniger gut versickern und die Grundwasservorräte auffüllen, zum anderen steigt das Risiko, dass bei starken Regenfällen die Kanalisation oder die Vorfluter die ober-flächlich abfließenden Wassermassen nicht fassen können und es somit zu örtlichen Über-schwemmungen kommt.“
https://www.umweltbundesamt.de/daten/flaeche-boden-land-oekosysteme/boden/bodenversiegelung#okologische-auswirkungen
Derweil sind auch in den Reinbeker Wäldern deutliche Spuren des Unwetters zu sehen.
Fazit
Schon jetzt liegt Reinbek mit seinem Versiegelungsgrad über dem landesweiten Durchschnitt. Die Bebauung auch nur eines Teils des Holzvogtlandes würde die Versiegelung Reinbeks ohne Not weiter vorantreiben und konkret die Situation in Reinbek für ein ausgeglicheneres Mikroklima und Überschwemmungen durch Starkregenereignisse verschlechtern.