Leserbrief erschienen in der Ausgabe vom 03.05.2021 im ,,Der Reinbeker”
Betr.: Anzeige „Quartier Kampsredder“ DR 19.04.2021, S.23
Ich bin eine gebürtige Reinbekerin, die hier nie weggekommen ist – und auch nie wollte. Ich kenne noch die Bergstraße mit den schönen Berghoppel, der mir als Kind auf der Rücksitzbank immer ein leichtes Kribbeln in den Bauch beim Überfahren verursachte und damit ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Ich durfte damals den Bauzaun des CCR´s mit meiner Grundschulklasse künstlerisch verschönern und zog noch für 1,00 DM Eintritt meine Bahnen im Reinbeker Schwimmbad. Bauprojekte wie Hermann-Körner-Straße – Am Kolk- Bauernvogtei- Kornblumenring etc. diese Veränderungen in meiner Umgebung begleiten mich und gehörten auch irgendwie dazu.
Doch was ist inzwischen aus dem idyllischen Reinbek geworden? So manche Baulücke wurde inzwischen durch Investoren, die anscheinend noch immer nicht genügend Geld im Keller schaufeln, ohne Sinn und Verstand- sorry , aber so macht es den Anschein – zu betoniert. Egal, ob es optisch ins Bild passt oder nicht- da wird auch der letzte Zentimeter verbaut – Grün ? Rasen? Stellplatz?… werden da total überbewertet.
Nun sitze ich auf meiner Terrasse im alten Ortsteil Schönningstedt, lese mich durch „DER REINBEKER“, dabei bleibe ich an Ihrer Anzeige „Quartier Kampsredder- Mobilitätskonzept“ hängen und habe plötzlich wieder dieses Kribbeln im Bauch und ein Lächeln auf den Lippen. Ich stelle mir gerade bildlich vor, wie harmonisch und total im Einklang mit der noch übriggeblieben Natur, eine Mutter mit ihren Kindern barfuß mit dem Bollerwagen über die Feldwege tänzelt, um sich bei Budni ein paar Bioeier zu kaufen.
So aller „Bullerbü“…Friede, Freude, Eierkuchen…
Dabei hört sie leider keine Vögel zwitschern – wie es vielleicht heute noch dort auf dem Feldweg möglich ist – die Idylle wird von hupenden Autofahrer gestört, die genervt die Schönningstedter Straße entlang kriechen und nur mühsam voran kommen – darunter auch ihr Mann, der sich auf den Weg zur Hamburger Arbeitsstätte macht, wie jeden Morgen! Er hatte eigentlich vor mit den öffentlichen Verkehrsmittel zu fahren – jedoch entpuppte sich dieses Unterfangen, als Super Gau, da der ständig, seit Jahren überfüllte Morgenbus doch tatsächlich von pubertierenden Schülern besetzt wurde (sorry an dieser Stelle an die Schüler! – Ihr seid völlig Ok) und die S-Bahn in Reinbek nur noch nach Lust und Laune hält oder im Winter gar nicht erst kommt.
Kleine Zwischenbemerkung noch dazu: Vor etwa 10 Jahren gab es laut einem Gutachterbüro !!! eine Aussage, es gäbe bald zu wenig Kinder in Reinbek und Umgebung – man könne auch die Schönningstedter Schule schließen. Reinbeks Bürger haben sich damals DAGEGEN entschieden. Welch weise Entscheidung, denn heute wissen wir alle gar nicht mehr wohin mit unseren Kindern, da alle Schulen in der Umgebung voll sind. Inzwischen wurde an der Schönningstedter Grundschule angebaut- Ups! wie konnte das passieren?!
Das war nur eine kleine Randbemerkung zu Ihrer Aussage zum Verkehrsgutachten über ein“ führendes Gutachterbüro aus Hamburg“….
Wie das wohl ausfallen wird? Ich würde mal behaupten: Für Dusenschön und Krieger. Und NICHT für Reinbeks Landschaftsbild.
Ihre ganzen werbewirksamen formulierten Konzepte – Sie scheinen wirklich eine gute Agentur an Ihrer Seite zu haben- die ich nun nicht wiederholen werde, da ich Märchen noch nie besonders mochte, lassen mein Kribbeln im Bauch zum Geschwür werden und Lächeln tu ich nun auch nicht mehr.
Ich bin sauer- wenn Menschen versuchen ihre Profitmaximierung auf dem Rücken der Allgemeinheit auszutragen und es auch noch so aussehen lassen wollen, als seien sie die Helden…. Sorry, aber ich könnte kotzen!
Unter Einsatz des “gesundem Menschenverstandes“ muss man von diesem Vorhaben – in dieser Größenordnung ganz klar absehen !
Und ich kann mich nur den Worten von Marianne Poppe (Leserbrief DR ,vom 08.3.21) anschließen: Reinbekerinnen und Reinbek! Bleibt wachsam.
Mit freundlichen Grüßen
Patricia Böge, Schönningstedt