Alles in Ordnung? – Nichts ist in Ordnung!

Leserbrief zu „Reinbek: Holzvogtland und Steinerei sollen grün bleiben“, Hamburger Abendblatt, 29. Mai 2021, Seite 29

Die Empfehlung des Reinbeker Ausschusses für Umwelt- und Verkehrsplanung an die Stadtverordneten, der Bebauung des südlichen Teils des Holzvogtlandes zuzustimmen, wenn dafür das restliche Holzvogtland längerfristig von Bebauung frei bleibt, ist lediglich bei sehr oberflächlicher Betrachtung ein akzeptabler Kompromiss zwischen Befürwortern und Gegnern einer Holzvogtland-Bebauung.

Bereits die von den Herren Dusenschön und Krieger geplante Großsiedlung zwischen Prahlsdorf und Kampsredder, für die dieser Beschluss grünes Licht gäbe, überfordert nicht nur die verkehrliche Infrastruktur Reinbeks deutlich. Die Kosten für die zusätzlich erforderlichen sozialen Einrichtungen (Kindertagesstätten, Schulräume, Sportanlagen etc.) betragen ein Vielfaches von dem, was durch zusätzliche Steuereinnahmen auch längerfristig zu erwarten ist.

Auch die Besiedlung nur der südlichen Teil-Fläche des Holzvogtlandes greift massiv in das Landschaftsbild und die Ökologie unserer Stadt ein und gefährdet das Erreichen der verbindlich beschlossenen Klimaschutzziele Reinbeks dauerhaft.

Völlig unklar ist, wie langfristig eine Bebauung des „restlichen“ Holzvogtlandes verhindert werden kann, denn auch für diese Flächen stehen Bauträger in Wartestellung. Kaum vorstellbar, dass die Eigentümer dieser Flächen zugunsten der Herren Dusenschön und Krieger auf die Vergoldung ihrer Äcker verzichten werden.

Noch immer bleiben die Befürworter der Holzvogtland-Bebauung den Beweis schuldig, dass diese Maßnahme notwendig oder auch nur geeignet ist, den Wohnraumbedarf in Reinbek zu beheben. In absehbarer Zeit werden mit dem alten AWSH-Gelände in Schönningstedt und dem alten Sportplatz in Ohe zwei größere Flächen für Wohnungsbau zur Verfügung stehen. Beide Flächen befinden sich im Stadteigentum und bieten damit den Vorteil, dass die Stadt über die Vergabe entscheiden kann. Anders als in der Neubausiedlung „Schröders Koppel“ könnte die Stadt in ihren Gebieten dafür sorgen, dass der neue Wohnraum wirklich Reinbekerinnen und Reinbekern zugutekommt.

Völlig unklar bleibt, warum die Stadtpolitiker noch immer glauben, die Frage der Holzvogtland-Bebauung über die Köpfe der Reinbekerinnen und Reinbeker hinweg entscheiden zu sollen. Es gibt wohl kaum eine Frage, die sich angesichts ihrer grundsätzlichen Bedeutung für die Zukunft unserer Stadt so gut für einen Bürgerentscheid eignet, wie die der Holzvogtland-Bebauung. Indem sie die Entscheidung über die Holzvogtland-Bebauung den Reinbekerinnen und Reinbekern überlassen, könnten die Stadtpolitiker überzeugend der Entfremdung zwischen Politik und Bürgern entgegenwirken.

Andrea Bachstein-Unglaube
Prof. Dr. Andreas Fleischer
Dr. Ulrich Fritz
Tomas Unglaube