Leserbrief (an ,,Den Reinbeker”, in gekürzter Fassung am 2.8.2021 unter der Überschrift “Es wird Reinbek das Genick brechen!” erschienen)
Betr.: Reinbek: Holzvogtland und Steinerei sollen grün bleiben
erschienen im HA 29.05.2021
Verzeihen Sie bitte, sehr geehrte Politiker der Stadt Reinbek im –noch-Grünen, dass ich Sie schon wieder belästigen muss- aber dieses ganze Gerede, um die Bebauung des Holzvogtlandes, verursacht in meinem Kopf so langsam …
Soll uns Bürgern nun das Bauvorhaben „Quartier Kampsredder“ als Delikatesshäppchen angeboten werden? Häppchen sind ja bekanntlich kleine Stückchen, die gut verdaulich sind und man merkt es nicht so schnell, sollte man zu viel gegessen haben und plötzlich ist der Teller doch tatsächlich leer und niemand will es gewesen sein.
Ups ! Es waren doch nur schlappe 5,3ha Ackerland, leicht verdaulich, die da betoniert wurden. Gegen das bisschen Bauchweh, sollten dann die Worte helfen: „ Dafür bleibt das restliche Holzvogtland langfristig unbebaut.“
Was auch immer LANGFRISTIG bedeutet- in der heutigen Zeit wohl NIX-wenn wieder ein hungriger Investor an der Amts Tür klopft. Und die stehen schon für das restliche Holzvogtland Schlange und warten nur auf ein Go! Ich muss die Herren Politiker und Investoren leider enttäuschen, so einfach esse ich die Häppchen nicht, denn ihre Häppchen entwickeln sich in meinem Hals zu ungenießbaren Brocken, die ich nicht einfach runterschlucken werde. Ich wiederhole mich nur ungerne, aber es muss wohl sein: Reinbek verträgt eine derartig große Bebauung nicht mehr. Es wird Reinbek das Genick brechen und somit auch zum Verkehrskollaps führen.
Seien Sie doch bitte mal ehrlich, ganz wohl ist Ihnen bei dieser Vorgehensweise nicht und ein bisschen schlechtes Gewissen gegenüber Reinbeks –Ökosystem haben Sie doch auch, oder? Da hilft Ihnen das Argument, Reinbek benötigt bezahlbaren Wohnraum, nicht wirklich.
Warum hat Reinbek angeblich so wenige Sozialwohnungen? Verkauft die Stadt etwa ihre Wohnkomplexe gerne dann, wenn kostenintensive Sanierungsarbeiten anstehen? Jeder Hauseigentümer bildet dafür doch eigentlich Rücklagen und was macht die Stadt? Lieber weg damit, warten bis ein Investor auftaucht und hoffen, dass ein paar Wohnungen für die Stadt abfallen. Oder wie läuft das? Im Fall „Quartier Kampsredder“ bedeutet das, bei insgesamt 250 Wohn – einheiten, etwa 50 Sozialwohnungen oder gar weniger, weil ja schon die Kita gesponsert werden soll. Auch wenn der Investor nun Auflagen von der Stadt erhält, Fläche für die Allgemeinheit abzugeben, aber zu viel darf man da wohl auch nicht erwarten, denn laut Krieger „Es ist klar, dass wir mit unserem Projekt auch Geld verdienen wollen, aber hier etwas Tolles entsteht.“ So „toll“ wie Schröders Koppel ?? Wo viele Anwohner nun ihre Fahrzeuge im Oher Weg parken, obwohl es ja genügend Tiefgaragenplätze gibt? Bezahlbarer Raum ? Sorry, für meine Süffisanz.
Ein schlechter Deal, wenn Sie mich fragen- aber mich fragen Sie ja nicht. Ich soll nur schön die Häppchen schlucken und still sein. Mir fällt es aber sehr schwer still zu sein, wenn es um unser aller Lebensraum geht. Die aktuellen Ereignisse in NRW zeigen uns doch ganz eindeutig, das großflächige Bodenversiegelungen im Zeitalter von Klimawandel und die damit verbundenen extremen Wetterereignisse nicht zu verantworten sind! Ackerflächen- und Wiesen werden wir in Zukunft mehr denn Je als Wasserspeicher benötigen. Ansonsten stehen auch wir Reinbeker bald mit nassen Füßen in unseren Wohnungen.
Und dann ? Dann will es mal wieder keiner gewesen sein! Und wir Bürger stehen da, allein gelassen vor dem Trümmerhaufen und dürfen zu sehen, wie wir damit klar kommen. Das will ich nicht!
Unsere Gesellschaft spricht von Klimaschutz-Ökosysteme-Biodiversität – aber keiner geht hin? Haben Sie doch jetzt endlich den Mut und gehen Sie da mal hin! Was nützen uns die vielen betonierten Wohnquartiere, wenn unsere Kinder bald keine Luft mehr zum Atmen haben? Übernehmen sie endlich Verantwortung und senken Sie den Flächenverbrauch, aber bitte voller Leidenschaft, mit viel Herz für unsere geliebte Stadt Reinbek im Grünen. Und mit einem klaren NEIN! an die hungrigen Investoren. Das kann doch nicht so schwer sein.
Patricia Böge aus Schönningstedt