Leserbrief zu Betr.: “Stadtteilplanung Schönningstedt”, erschienen in “Der Reinbeker”, Ausgabe vom 18. Oktober 2021, S.20
Ich lebe schon mein ganzes Leben hier in Schönningstedt, ganze 18 Jahre. Von hier bin ich zur Grundschule in Reinbek gefahren, zur weiterführenden Schule einen Ort weiter und nun seit einigen Wochen mit der S-Bahn nach Hamburg zur Universität. Jeden Tag an dem ich nach Hause nach Schönningstedt komme, freue ich mich, Ruhe zu haben, nicht nur mental sondern auch, weil man weniger Verkehr als in der Großstadt oder große Gruppen an Menschen hier hat. Es ist einfach ruhig – entspannend. Ich komme gerne nach Hause. Aber nun sieht es so aus, als kann ich bald nur noch sagen: Ich kam gerne nach Hause.
Die Bebauungsvorstellungen der Reinbeker Politik und Verwaltung für Schönningstedt und Umgebung konnte ich im ersten Moment gar nicht fassen… Ich lese Schlagwörter wie: Holzvogtland, Kampsredder, Haidland, ortsverträgliche Gewerbeerweiterung. Einen anderen Sinn als wirtschaftliche Profitanhäufung und Bereicherung der Investoren sehe ich nicht. Denn ökologisch oder gesellschaftlich gibt es keine Gründe sich eine solch massive Bebauung des ruhigen Schönningstedts überhaupt vorzustellen. Da kann ich auch gleich nach Hamburg ziehen und der Geräuschpegel und Luft werden gleich schlecht sein. Fehlen würden mir aber die Felder, Wiesen und das Vogelgezwitscher, welches mich beim Gassigehen mit meinem Hund begleitet. Aber das soll es ja nach den Bebauungsvorstellungen der Stadt Reinbek nicht mehr geben.
Dabei hat das Dorf Schönningstedt doch auch eine kulturelle Bedeutung. Es wurden doch vor noch nicht all zu langer Zeit Informationstafeln von der Stadt in Schönningstedt aufgestellt, welche über die Geschichte Schönningstedts informieren. Aber was bringen geschichtliche Hintergründe über ein Dorf, wenn das Dorf und seine Gegebenheiten in der Gegenwart zerstört werden? Genau – gar nichts!
Es ist einfach nur traurig und frustrierend, als noch junge Bürgerin dem allem zuzuschauen, wie einem die Zukunft verbaut wird – Wort wörtlich! Es werden Pläne für die Gegenwart gemacht, ohne an die Zukunft zu denken und an die Personen, welche diese noch länger erleben werden, als die, welche das Ganze planen. Generationsdenken scheint es nicht zu geben. Und dann wundern sich viele, warum die Depressionsrate in den jüngeren Generationen steigt… neben einem veralteten Schulsystem, welches in kürzester Zeit Schüler:innen mit maximalen Informationen zudröhnt, wird sich bei wichtigen Entscheidungen gegen die Wissenschaft gestellt. Und das alles in einer Zeit wo Fridays for Future und die Hinweise der Wissenschaft immer lauter werden.
Und nun wird auch das ruhige Zuhause bedroht? Auf der Grundlage von wirtschaftlichen Profitinteressen!? Bye, bye Zuhause im Grünen, es war sehr schön mit dir, aber der graue Beton klopft gerade an…
Lena Marianne Böge, Schönningstedt