Es ist soweit:

Heute, am 8. Mai 2022 wird in Reinbek über die Zukunft des Holzvogtlandes abgestimmt. Alle wahlberechtigten Reinbekerinnen und Reinbeker, also alle Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren, können am Bürgerentscheid teilnehmen – unabhängig davon, ob sie sich auch an der Landtagswahl beteiligen.

Die Abstimmung findet zwischen 8.00 Uhr und 18.00 Uhr schriftlich und geheim in dem Wahllokal statt, in dem Sie auch Ihre Stimme zur Landtagswahl abgeben können.

Sofern Sie die Karte mit der Abstimmungsbenachrichtigung verlegt haben, ist das kein Problem. Wie bei einer Wahl können Sie auch ohne das entsprechende Papier in Ihrem Wahllokal abstimmen, sofern Sie Ihren Personalausweis mitbringen.

Das Ergebnis des Bürgerentscheids können Sie bereits am 8. Mai ab ca. 19.30 Uhr im Reinbeker Rathaus während einer öffentlichen Veranstaltung erfahren.

Bitte stimmen Sie mit JA – für die Bewahrung des Holzvogtlandes. 

Klimafreundliches Wohnen im Holzvogtland?

Immer wieder ist von den Befürwortern und Planern einer Bebauung des Holzvogtlandes zu lesen, „das Gebiet solle nach ökologischen Gesichtspunkten erschlossen werden“, die fünfgeschossigen Wohngebäude sollten „begrünte Dächer“ haben, die Bewohner würden sich alle auf Lastenfahrrädern durch Reinbek bewegen etc… Kurzum ein rundum ökologisches Konzept – mit dem die Befürworter und Investoren ihre Klimafreundlichkeit unter Beweis stellen wollen.

Ein Aspekt wird dabei jedoch gänzlich außer Acht gelassen: Nicht nur geht bei einer Bebauung des Holzvogtlandes wertvolle Grünfläche verloren, nein, jeder Neubau – egal ob mit grünem Dach oder Wärmepumpe ausgestattet – verursacht bereits durch seinen „Herstellungsprozess“ einen enormen negativen CO2-Fußabdruck.

So ist die Baubranche einer der größten CO2-Emittenten der Welt: Insbesondere Zement, der wichtigste globale Baustoff, ohne den fast kein Neubau auskommt, ist sehr energie- und emissionsintensiv.

Die hohen Treibhausgasemissionen bei der Produktion von Zement entstehen durch zwei Prozesse[1]:

  1. Der Brennvorgang, bei dem das Ausgangsmaterial Kalkstein zu Zementklinker gebrannt wird, wird bei sehr hohen Temperaturen (1.450 °C) durchgeführt, was zu einem hohen Brennstoffverbrauch und damit zu hohen energiebedingten Emissionen führt.
  2. Eine chemische Reaktion beim Brennen führt zu einer Freisetzung von CO2, weil eine Entsäuerung des Kalksteins stattfindet.

Weltweit werden jährlich über 4,6 Milliarden Tonnen Zement verbaut, dessen Herstellungsprozess rund 2,8 Milliarden Tonnen CO2 verursacht. „Das sind fast acht Prozent der weltweiten Emissionen und damit mehr als Flugverkehr und Rechenzentren zusammen ausstoßen.“[2]

Wäre die weltweite Zementindustrie ein Staat, so würde sie – was den CO2-Ausstoss angeht – an dritter Stelle hinter den USA und China liegen.[3] Der globale Zement- und Betonbedarf wird Schätzungen zufolge aufgrund von Urbanisierung und Infrastrukturprojekten bis 2050 im Vergleich zu 2014 sogar noch um 12 bis 23 Prozent steigen.[4] In Deutschland wurden im Jahr 2017 allein durch die deutsche Industrie rund 193 Mio. Tonnen CO2 ausgestoßen, davon sind rund 11% der deutschen Zementproduktion anzulasten.[5] Rund 31% des deutschen Zementverbrauchs sind wiederum auf privaten Wohnungsbau zurückzuführen.

Zementverbrauch in Deutschland nach Verwendungsart
Quelle: WWF: Klimaschutz in der Beton- und Zementindustrie

Somit wird deutlich: Der Neubau auf der grünen Wiese – egal wie grün das dahinterstehende (Energie)Konzept sein mag – hat immer unvermeidbar negative Auswirkungen auf das Klima.

Wer sich tiefergehend mit dem Thema beschäftigen möchte, kann sich das folgende Video hierzu anschauen:

https://www.ardmediathek.de/video/sven-ploegers-klimablick/klimakiller-beton-was-sich-aendern-kann-s01-e08/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzEzNDMwNTU


[1] https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Klimaschutz_in_der_Beton-_und_Zementindustrie_WEB.pdf

[2] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/klimaschutz-klimakiller-beton-so-will-die-deutsche-zementindustrie-co2-neutral-werden-/26652040.html

[3] https://www.chemietechnik.de/energie-utilities/klimabilanz-der-zementindustrie-372.html

[4] https://www.energiezukunft.eu/bauen/zementproduktion-kann-klimafreundlicher-werden/

[5] https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Klimaschutz_in_der_Beton-_und_Zementindustrie_WEB.pdf

Externer Faktencheck

Unter der Überschrift „Ist dem Bürger das Begehren zu verwehren?“ haben die Macher des Blogs „Zukunft!Reinbek“ viele Fragen aus den Diskussionen über das Schicksal des Holzvogtlands aufgegriffen und faktenbasiert beantwortet. Wer schon immer wissen wollte, ob „Bewahrer eines Stadtbilds Zukunftsverweigerer“ sind (Nein), warum es sozial ist, gegen eine Bebauung zu stimmen oder ob die BI Holzvogtland „frech“ ist, findet im Blog die richtigen Antworten auf die entsprechenden Fragen.

Hier geht es zum Artikel:

“Gemeinschaftsschule Mühlenredder muss Schüler abweisen”

Am 30. April 2022 bestätigt es das Hamburger Abendblatt noch einmal: Reinbeks soziale Infrastruktur ist am Limit – auch ohne Neubaugebiet!

Die gerade aufwendig erweiterte und sanierte Gemeinschaftsschule am Mühlenredder muss nun sogar Schüler abweisen, die hier gerne ab dem nächsten Schuljahr die 5. Klasse besucht hätten. Laut Aussage des Schulleiters dürfe er in der Oberstufe rein rechtlich nicht gleichermaßen verfahren und einem Schüler den Zugang verwehren, aber die Schule werde „personell an ihre Grenzen“ kommen. „Er habe zwar freie Stellen, finde aber keine passenden Lehrkräfte.“

Auch die Sachsenwaldschule ist an ihren Grenzen, wie das Abendblatt vermeldet. So startet man nach den Sommerferien mit einer sechszügigen fünften Jahrgangsstufe – das „historische Gebäude sei aber eigentlich nur für vier Züge ausgelegt“, so die Schulleiterin der Sachsenwaldschule.

Dies zeigt das Problem: Es gibt bereits jetzt räumliche Kapazitätsengpässe an Reinbeks Schulen. Selbst wenn man hierfür Abhilfe schafft und viel Geld in die Hand nehmen würde, um die Schulen zu erweitern oder gar neue zu bauen: Der Personalmangel lässt sich nicht so einfach beheben, weder im Bereich der Schulen noch bei den ebenfalls jetzt bereits am Limit arbeitenden Kindertagesstätten!

Quelle: https://www.abendblatt.de/region/stormarn/reinbek/article235210891/Gemeinschaftsschule-Muehlenredder-muss-Schueler-abweisen.html