Reinbeks DNA ist in Gefahr

Viele sachliche Gründe lassen sich gegen die geplante Bebauung des Holzvogtlandes anführen: Die Folgen für das Klima und die Umwelt stehen gewiss an erster Stelle, aber auch die Auswirkungen auf die Finanzen der Stadt, ihre soziale Infrastruktur und den Verkehr sprechen gegen dieses Vorhaben. Vermeintlich weiche Argumente kamen in der Diskussion bislang eher zu kurz: Prägend für das Reinbeker Stadtbild sind die überschaubaren Stadtteile und die ausgedehnten Grünflächen zwischen den Stadtteilen als unmittelbar erlebbare Natur- und Naherholungsräume.

Wer auf dem Holzvogtland – wie geplant – eine Großsiedlung mit bis zu 5-geschossigen Wohnblocks errichtet, greift massiv in Reinbeks Stadtbild ein, beseitigt die Grünfläche zwischen Prahlsdorf und Schönningstedt und zerstört damit das, was Reinbek l(i)ebenswert macht. Es geht nicht um Nostalgie, sondern um die Bewahrung des Charakters von Reinbek als grüne Kleinstadt.

Leserbrief von Tomas Unglaube an DER REINBEKER, veröffentlicht am vom 25. April 2022

Großsiedlung im Holzvogtland überfordert Reinbeks Kita- und Schulinfrastruktur

Wer behauptet, das Holzvogtland eigene sich wegen der vorhandenen sozialen Infrastruktur besonders gut als Standort einer neuen Großsiedlung in Reinbek, und dabei auf die Kindergärten, die Grundschule Schönningstedt und das Schulzentrum in der Nähe verweist, kennt Reinbek nicht. Jede Großsiedlung hat zur Folge, dass in ihrer unmittelbaren Umgebung insbesondere der Bedarf an Kita- und Grundschulplätzen schlagartig zunimmt. Anders ist dies, wenn neuer Wohnraum für Familien mit Kindern dezentral geschaffen wird, weil sich dann auch die Nachfrage nach Kita- und Schulplätzen entsprechend über das gesamte Stadtgebiet verteilt.
Aktuell bereits ist die Versorgung der Reinbeker Kinder und Jugendlichen mit Kita- und Schulplätzen mehr als angespannt:
In Reinbek leben derzeit etwa 1.500 Kinder im sog. Kindergartenalter, für die aber nur 1.150 Betreuungsplätze zur Verfügung stehen, einschließlich der Plätze im Hort und bei Tagesmüttern. Besonders eklatant ist der Mangel im Bereich der Kinder unter drei Jahren, wo derzeit alleine 61 Betreuungsplätze fehlen. Die Stadtverwaltung fordert daher von den Politikerinnen und Politikern kurzfristig den Bau einer neuen „mindestens viergruppigen Kindertagesstätte“ (siehe Vorlage 2022/50/008) und verweist darauf, dass der Bedarf weiter steigen wird.
Die Grundschule Schönningstedt platzt bereits jetzt aus allen Nähten. Ging man vor einigen Jahren davon aus, dass die Grundschule Schönningstedt langfristig 1,5-zügig sein würde, ist jetzt klar, dass diese Schule ab kommendem Schuljahr zweizügig sein wird. Entsprechend wächst der Raumbedarf, weshalb die Stadtverwaltung die Stadtverordnetenversammlung auffordert, bereits zum Sommer 2022 einer räumlichen Erweiterung der Schule zuzustimmen. (siehe Vorlage 2022/50/007) Auch hier wird von einer weiter ansteigenden Nachfrage ausgegangen.
Die Situation in den weiterführenden Schulen ist nicht entspannter: Das neue Schulzentrum, Standort der Gemeinschaftsschule und der Amalie-Sieveking-Schule, stößt bereits jetzt an seine Kapazitätsgrenzen. Die Sachsenwaldschule leidet seit Jahren unter Raummangel, der sich mit der Rückkehr zum 9-jährigen Bildungsgang noch verschärft. Seitens der Stadtverwaltung wird daher von der Politik gefordert, das derzeitige Volkshochschulgebäude in Gänze der Sachsenwaldschule zur Verfügung zu stellen. (siehe Vorlage 2022/BM/001)
Die Bildungseinrichtungen in Reinbek arbeiten – räumlich betrachtet – derzeit alle am Limit. Wer der Schaffung einer Großsiedlung auf dem Holzvogtland das Wort redet, kennt ganz offensichtlich die Situation in unserer Stadt nicht. Und selbst wenn jetzt der Bau einer weiteren Kita beschlossen werden sollte, wie sie auch ein an der Errichtung einer Großsiedlung auf dem Holzvogtland interessierter Investor in Aussicht stellt, wäre dies nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein – zumal völlig unklar ist, woher die benötigten Erzieherinnen und Erzieher eigentlich kommen sollen.