Unsere Stadt ist dabei ihren Charme und ihre Attraktivität zu verlieren

Leserbrief erschien in der Ausgabe vom 3. Mai 2021 auf S. 18 / 2021-05-03.pdf (derreinbeker.de)

Ich weiß, dass ich die Meinung vieler Reinbeker vertrete, wenn ich sage: Reinbek verkraftet nicht noch mehr Wohnungsbau! Mein ganzes Leben (fast 42 Jahre) wohne ich in Neuschönningstedt und beobachte mit wachsendem Entsetzen die Versiegelung unserer schönen Felder, die maßgeblich zur Lebensqualität in Reinbek beitragen. Diese Flächen erhält die Natur über viele, viele Jahre hinweg nicht zurück – wenn überhaupt. Soviel zum Klima- und Artenschutz! Jedes kleinste Grundstück wird maximal bebaut und in unglaublich vielen Straßen gleicht der Verkehr einem Slalomlauf. Ein Albtraum für jeden Busfahrer. Die K80 hat inzwischen so ein hohes Verkehrsaufkommen, dass man den Lärm beim Spazierengehen oder auf der Terrasse als ständigen Begleiter hat. In Stoßzeiten atmet man Abgase ein. Spätestens seit Fertigstellung der Schröderskoppel ist der Oher Weg ein Nadelöhr geworden. Wo es geht wird im offensichtlichen Halteverbot geparkt, an Fußgängerüberwegen und Straßeneinmündungen. Die provisorischen Parkverbotsschilder haben Erleichterung gebracht, aber wie geht es weiter?

Diese Realität betrifft aber nicht nur Neuschönningstedt. Ich kann echt nicht begreifen, dass tatsächlich weiterhin über große Flächen – wie das Holzvogtland – diskutiert wird. Reinbek ist nicht verantwortlich für Wohnungsknappheit in Hamburg! Wie die FDP und andere Gruppen bereits treffend dargestellt haben, brauchen wir keinen weiteren Wohnraum. Unsere Stadt ist dabei ihren Charme und Attraktivität zu verlieren. Wollen wir das wirklich? Dauerhaft?

Wir Deutschen neigen leider dazu vieles stillschweigend hinzunehmen. In diesem Sinne appelliere ich an alle Bürger, denen die Stadtentwicklung ebenso bitter aufstößt, ihrer Stimme Gehör zu verleihen. Reinbek ist zu voll! Auch wenn unsere Familie in diesem Ort sehr verwurzelt ist, ziehen wir ernsthaft in Betracht ihn zu verlassen. Traurig…

N. van Impelen

Investorengestützte Bebauung führt nicht zu bezahlbarem Wohnraum

Leserbrief erschien in der Ausgabe vom 8. Februar 2021 auf S. 16 / 2021-02-08.pdf (derreinbeker.de)

Es ist ein großer Irrtum, dass investorengestützte Bebauung zwangläufig zu bezahlbarem günstigen Wohnraum führt. Die Wertschöpfung vom billigem Ackerland zu teurem Grund und Boden durch Bebauung und Verkauf spült erst einmal Geld in die Kassen der sog. Investoren. Grund und Boden werden teurer und heizen die Spekulation weiter an. Es gibt aber auch andere Alternativen, die den Wildwuchs vermeiden oder stärker beschneiden:

  • Die Stadt erwirbt selber reines Ackerland und vergibt mit einem Bauland preiswerte Grundstücke in sog. Erbpacht zur privaten Bebauung mit Vorrang für Reinbeker Bürger. Planung und Erschließung sollte nicht von einem Investor gemacht werden.
  • Die Stadt ermöglicht die Bebauung mit genossenschaftlicher Ausrichtung, z.B. einer Baugenossenschaft zur Erstellung von Mietwohnungen.
  • In neuen Bebauungsplänen sind bei investorengestützter Bebauung scharfe Auflagen mit langfristigem Charakter vorzusehen, wie z. B: Anteil von sozial gefördertem Wohnraum mit mind. 50% Anteil. Die Bindefrist ist auf mind. 30 Jahre vorzusehen. Ein Vorkaufsrecht für die Stadt im Falle von Weiterverkäufen wäre auch zu überlegen.
  • In jedem Fall sind die Auswirkungen und Vorkehrungen für die mit dem Bauvorhaben verbundenen verkehrlichen Belastungen und die Auswirkungen auf Kindergärten, Schulen und Sporthallen konkret zu bewerten. Eine besondere Investorenumlage und/oder Sicherstellung von sozialen Einrichtungen/Gebäuden sollte überlegt und garantiert werden.

Noch ein Wort zum Stadtcheck: Die Reinbeker Bürger haben sich sehr eindeutig für den Erhalt der Frei- und Grünflächen zwischen den Stadtteilen ausgesprochen. 82% können sich zwar grundsätzlich ein neues Wohnangebot vorstellen, wünschen Sich aber eine behutsame und angemessene Entwicklung.

Hieraus schließen ein selbst ernanntes Bündnis für bezahlbaren Wohnraum (Politiker, Stadtplaner, Bauunternehmer etc) irrtümlicherweise, dass in Reinbek eine Wohnbebauung im großen Stil angebracht sei. Eine behutsame Wohnraum-Entwicklung sieht anders aus.

Auch die im Stadtcheck benannten Konfliktflächen sind anders zu interpretieren: hier stehen betroffene Bürger und Stadtplaner in einem Konflikt und nicht die Meinungen der Bürger untereinander (Originalton auf Nachfrage bei der Vorstellung der Ergebnisse). Das ist eine andere Interpretation von Debatte und Demokratie.

Am besten wird es sein, anlässlich kommender Wahlen eine schon mehrfach durchgeführte, erneute Bürgerbefragung durchzuführen.

Gelten die Ergebnisse vom Stadtcheck nicht mehr? Wollen wir ein neues Reinbek? Soll das Holzvogtland überbaut werden?

Klaus-Peter Neumann, Reinbek