Die Bürgerinitiative Holzvogtland, die für die Bewahrung der Freiflächen zwischen den Reinbeker Stadtteilen Prahlsdorf und Schönningstedt eintritt, wird auch am kommenden Sonnabend, dem 30. Oktober, auf dem Reinbeker Wochenmarkt am Täby-Platz Flagge zeigen. „Angesichts der jüngsten Entwicklung im Zusammenhang mit der geplanten Verlegung der Abfallwirtschaftsstation ist es dringend erforderlich, die Reinbekerinnen und Reinbeker für die Gefahr zu sensibilisieren, dass die Freiflächen unserer Stadt Stück für Stück versiegelt werden“, begründet BI-Sprecher Robert Hartl den Vorstoß der BI. Es sei völlig unzureichend, einzelne Flächen isoliert zu betrachten, wie es jetzt im Rahmen des Stadtteilkonzepts Schönningstedt geschehe. „Klima- und Umweltschutz erfordern es, die Reinbeker Freiflächen als ökologisches Gesamtsystem zusammenzudenken, statt mal hier, mal dort ein Stückchen abzuzwacken“, so der BI-Sprecher. Daher werde die BI am Sonnabend mit Hilfe ihres Informationsstandes auch aufzeigen, wo überall in Reinbek Flächenverbrauch bereits beschlossen oder geplant ist. „Wenn es nicht gelingt, ein öffentliches Bewusstsein für den Erhalt der noch vorhandenen Freiflächen zu schaffen, wird Reinbek, getrieben von den Interessen privater Investoren, seinen Charakter als grüne Stadt einbüßen und die im Klimaschutzkonzept formulierten Ziele krachend verfehlen“, warnt die BI.
Archiv des Autors: Lena Einecke
Gewerbegebietserweiterung obwohl kein Bedarf bekannt ist?
Leserbrief an die Bergedorfer Zeitung zu “Auftaktveranstaltung Stadtteilplanung Schönningstedt” am 19.10.2021
Meine Schwiegermutter und ich haben, trotz überfreundlicher Hinweise, die Veranstaltung lieber online zu verfolgen, zwei Sitzplätze im Reinbeker Sitzungssaal ergattern können. Man muss nur mutig sein! Und ich muss sagen, ich bin froh bei diesem Spektakel live dabei gewesen zu sein. Die persönliche Begrüßung mit der „Coronafaust“ durch Herrn Warmer, die geschenkten „Stadt Reinbek, die Stadt im Grünen“- Papierblöcke und dazugehörigen Bleistifte machten doch gleich zu Anfang ein herzliches Willkommens-Gefühl aus. Überrascht waren wir nur über die ganze Reinbeker Politik-Prominenz, die sich auf den Stühlen befand. Merkwürdig, ich dachte, es wäre eine Info-Veranstaltung für Schönningstedter Bürger. Hatten die Politiker in den Arbeitskreisen nicht aufgepasst und mussten nun nachsitzen?
Die Präsentation begann. Und schon nach den ersten gesprochenen Sätzen von Herrn Vogt und den ersten Präsentationsfolien wurde klar, was man uns Schönningstedtern versucht zu verkaufen. Die AWSH wird ins Haidland verlegt und die Freiwillige Feuerwehr Schönningstedt auch irgendwohin, aber da habt ihr Bürger nichts mitzuentscheiden. Warum werden wir ausgerechnet bei diesen wichtigen Projekten ausgeschlossen? „ Aber wir wollen Sie mitentscheiden lassen, wie das Gewerbegebiet und die Entlastung der Königstraße aussehen könnten. Wir nennen das erste und zweite Beteiligungsstufe, es ist noch alles offen, Sie können aktiv mitplanen“, hörte ich Herrn Vogt sagen.
„Glückwunsch“, kann ich dazu nur sagen. Wäre ich im Comedy Club an diesem Abend gewesen, hätte ich herzlich gelacht, hier im Sitzungsaal der Stadt machte sich eher Fassungslosigkeit in mir breit. Es wurde viel erzählt, aber wirklich neue konkrete Inhalte wurden nicht vermittelt. Es wirkte so planlos, als wisse man nicht, was man wollte. Wie soll man ein Gewerbegebiet planen, wenn wir Bürger keines wollen? Wie soll man eine Entlastung der Königstraße planen? Feste Blitzanlagen? Durchfahrtsverbote für LKWs? Warum wird bei der Betrachtung das Holzvogtland ausgeschlossen? Man muss doch das gesamte Umfeld Schönningstedts im Blick haben. Diese eingeschränkte Betrachtung kann nicht positiv verlaufen.
Nun lag all meine Hoffnung in der anschließenden Fragestunde, in der ich meine bereits zu Hause ausgedruckten Fragen nur noch abgeben musste und auf meine klar gestellten Fragen eindeutige Antworten erwarten durfte. Leider wurden meine Fragen meist nur „sinngemäß“ wiedergegeben, dabei hatte ich mir mit den Formulierungen so viel Mühe gegeben, und somit fielen die Antworten meist sehr unbefriedigend aus. Allerdings auf meine Frage hinsichtlich der Notwendigkeit bzw. des belegbaren Bedarfs von neuer Gewerbefläche erstaunte uns die Antwort von Herrn Vogt doch sehr: „Es gibt KEINEN aktuellen Bedarf für Gewerbe.“ Natürlich nicht. Dazu braucht man nur auf eines dieser Immobilienportale zu schauen und wird feststellen können, dass allein in Reinbek circa 22.000 qm Lager/Büroflächen/Produktionsfläche zur Vermietung oder zum Verkauf angeboten werden.
Und bitte, warum wollen die Herren nun das kostbare Ackerland in Gewerbefläche versiegeln? Ackerland zu Bauland, da war doch was? Welcher Großgrundbesitzer möchte sich denn nun wieder seinen Acker vergolden lassen? Bevor wir das Jahr 2030 schreiben und der Flächenverbrauch auf 1,3ha pro Tag festgelegt ist, da muss natürlich noch schnell die Verkaufstrommel gerührt werden. Und hier schließt sich natürlich auch wieder der Kreis zur Anfangsfrage, warum wir Kein Mitspracherecht bei der Verlegung der AWHS haben. Hat jemand auf der Präsentationsfolie die Straßenzuführung zur AWSH gesehen? Nein? Die wurde nicht gezeigt, denn dann hätten wir Bürger erkennen können, was die Herren da tatsächlich planen: Den Anfang eines Gewerbegebietes entlang der neuen Straßenführung zur AWSH, das ja aktuell niemand wirklich benötigt, aber wo man gerade dabei ist…
Schade eigentlich, wieder werden wir Bürger nicht ernstgenommen. Und noch immer haben die Herren nicht verstanden, dass wir im Jahre 2021 Böden nicht weiter versiegeln, sondern schützen müssen. Dies ist kein Modetrend, sondern zwingend erforderlich für unser aller Zukunft – kapiert das doch endlich!
Patricia Böge, Schönningstedt
Auftaktveranstaltung zur “Stadtteilplanung Schönningstedt”
Einigen Reinbekern sind sie vielleicht trotz Ferienzeit schon aufgefallen: Die kleinen, unscheinbaren Plakate, mit denen die Stadt Reinbek kurzfristig auf die Auftaktveranstaltung zur „Stadtteilplanung Schönningstedt“ hinweist.
Worum geht es?
Die Reinbeker Stadtverordnetenversammlung hat mit Beschluss vom 25. Juni 2020 entschieden, die Reinbeker Bürgerinnen und Bürger „frühzeitig“ und „bestmöglich“ in die Planungen zum „Stadtteilkonzept Schönningstedt“ einzubinden. Dieses Konzept beinhaltet u.a. eine Verlagerung des AWSH in das Haidland, also das Gebiet zwischen dem Senefelder Ring und der Wohnbebauung Schönningstedts, bei einer gleichzeitigen „ortsverträglichen“ Erweiterung des Gewerbegebietes. Der Kreis Stormarn benennt dieses Gebiet bereits als Prio-1-Erweiterungsgebiet und beziffert die Größe der neuen Gewerbeflächen mit 9 Hektar!
Inwieweit ist das Holzvogtland tangiert?
Aufgrund der unmittelbaren geographischen Nähe hätte eine solch großflächige Gewerbeansiedlung im Haidland auch direkten Einfluss auf die geplanten Vorhaben im Holzvogtland: Beispielsweise kann eine singuläre Betrachtung der erwartbaren zusätzlichen Verkehrsströme bei weiteren Gewerbeansiedlungen im Haidland und der geplanten massiven Wohnbebauung im Holzvogtland nicht ernsthaft in Betracht gezogen werden. Denn diese beiden Vorhaben der Stadt Reinbek würden unweigerlich wechselseitige Auswirkungen aufeinander haben.
Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger
Die Stadt Reinbek lädt alle Bürgerinnen und Bürger herzlich ein, sich an dieser Veranstaltung zu beteiligen, schränkt allerdings ein, dass eine Vor-Ort-Präsenz nicht erwünscht wäre („ ,Der Mehrwert herzukommen ist nicht da‘, plädiert der Stadtplaner für die Online Variante“) und dass es „keine Diskussionen mit den Stadtplanern geben werde“.
Sollte sich der interessierte Bürger jetzt immer noch willkommen fühlen und über die technischen Fähigkeiten und Möglichkeiten zur Online-Teilnahme verfügen, so findet er hier die Rahmendaten der Veranstaltung:
Wann: Dienstag, 19.10.2021 um 19 Uhr
Wo: im Rathaus oder Online
Online-Link: https://itvstormarn.webex.com/itvstormarn/j.php?MTID=me484583bb4433cb2b001bec860d628b4
Paßwort zur Online-Veranstaltung: Info
Mein Zuhause… in Zukunft grau statt grün?!
Leserbrief zu Betr.: “Stadtteilplanung Schönningstedt”, erschienen in “Der Reinbeker”, Ausgabe vom 18. Oktober 2021, S.20
Ich lebe schon mein ganzes Leben hier in Schönningstedt, ganze 18 Jahre. Von hier bin ich zur Grundschule in Reinbek gefahren, zur weiterführenden Schule einen Ort weiter und nun seit einigen Wochen mit der S-Bahn nach Hamburg zur Universität. Jeden Tag an dem ich nach Hause nach Schönningstedt komme, freue ich mich, Ruhe zu haben, nicht nur mental sondern auch, weil man weniger Verkehr als in der Großstadt oder große Gruppen an Menschen hier hat. Es ist einfach ruhig – entspannend. Ich komme gerne nach Hause. Aber nun sieht es so aus, als kann ich bald nur noch sagen: Ich kam gerne nach Hause.
Die Bebauungsvorstellungen der Reinbeker Politik und Verwaltung für Schönningstedt und Umgebung konnte ich im ersten Moment gar nicht fassen… Ich lese Schlagwörter wie: Holzvogtland, Kampsredder, Haidland, ortsverträgliche Gewerbeerweiterung. Einen anderen Sinn als wirtschaftliche Profitanhäufung und Bereicherung der Investoren sehe ich nicht. Denn ökologisch oder gesellschaftlich gibt es keine Gründe sich eine solch massive Bebauung des ruhigen Schönningstedts überhaupt vorzustellen. Da kann ich auch gleich nach Hamburg ziehen und der Geräuschpegel und Luft werden gleich schlecht sein. Fehlen würden mir aber die Felder, Wiesen und das Vogelgezwitscher, welches mich beim Gassigehen mit meinem Hund begleitet. Aber das soll es ja nach den Bebauungsvorstellungen der Stadt Reinbek nicht mehr geben.
Dabei hat das Dorf Schönningstedt doch auch eine kulturelle Bedeutung. Es wurden doch vor noch nicht all zu langer Zeit Informationstafeln von der Stadt in Schönningstedt aufgestellt, welche über die Geschichte Schönningstedts informieren. Aber was bringen geschichtliche Hintergründe über ein Dorf, wenn das Dorf und seine Gegebenheiten in der Gegenwart zerstört werden? Genau – gar nichts!
Es ist einfach nur traurig und frustrierend, als noch junge Bürgerin dem allem zuzuschauen, wie einem die Zukunft verbaut wird – Wort wörtlich! Es werden Pläne für die Gegenwart gemacht, ohne an die Zukunft zu denken und an die Personen, welche diese noch länger erleben werden, als die, welche das Ganze planen. Generationsdenken scheint es nicht zu geben. Und dann wundern sich viele, warum die Depressionsrate in den jüngeren Generationen steigt… neben einem veralteten Schulsystem, welches in kürzester Zeit Schüler:innen mit maximalen Informationen zudröhnt, wird sich bei wichtigen Entscheidungen gegen die Wissenschaft gestellt. Und das alles in einer Zeit wo Fridays for Future und die Hinweise der Wissenschaft immer lauter werden.
Und nun wird auch das ruhige Zuhause bedroht? Auf der Grundlage von wirtschaftlichen Profitinteressen!? Bye, bye Zuhause im Grünen, es war sehr schön mit dir, aber der graue Beton klopft gerade an…
Lena Marianne Böge, Schönningstedt
Plakate zur Auftaktveranstaltung “Stadtteilplanung Schönningstedt”
Leserbrief zu Betr.: “Stadtteilplanung Schönningstedt”, erschienen in “Der Reinbeker”, Ausgabe vom 18. Oktober 2021, S.20
Es ist doch ein Trauerspiel. Über Monate wurden wir in der Presse mit stetig neuen
Holzvogtland-Bebauungsvorstellungen diverser Investoren konfrontiert, von der ökologischen, klimaneutralen, generationsübergreifenden Bullerbü-Großsiedlung, über Seniorenstifterweiterung für den Rentner mit kleinem Geldbeutel und ich hab es leider vergessen – wollte das Nahversorgungszentrum sich dann auch noch vergrößern? Bei dem zu erwartenden Zuwachs der Stadt Reinbek nur eine logische Konsequenz. Es gab viele Reaktionen, Leserbriefe, Diskussionen. Und plötzlich ist es so still. Keine unterschwellige Werbung der Investoren, kein lautes Anpreisen von kostenfreien Lastenräder, E-Autos oder Kitas. Was ist los?
DAS IST LOS: Das Thema Verlegung der AWSH in Schönningstedt wird nun von Politik und Stadtverwaltung vorangetrieben. Es gibt sogar eine Bürgerversammlung dazu. Diese wurde natürlich , wie immer am letztem Schultag vor Beginn der Herbstferien angekündigt, man könnte vermuten, es sei taktisch so gewählt, damit möglichst wenig Bürger diesen Termin wahrnehmen. Nun gut, als alt eingesessene Reinbekerin kenne ich diese Vorgehensweise ja schon. Sowas wird als Bürgerbeteiligung angekündigt – aber wirkliches Interesse haben da unsere Stadtvertreter wohl nicht.
Und was kommt nun? Liebe Reinbeker Bürger:innen! Nun kommt ein ganz großer Wurf. Die AWSH Verlegung ans Gewerbegebiet Haidland so weit so gut. Wäre da nicht der bittere Beigeschmack, die geplante „ortsverträgliche“ Gewerbegebietserweiterung. Was auch immer ortsverträglich bedeuten mag. Und wenn die Herren der Macht schon dabei sind, planen sie vielleicht auch gleich noch eine Umgehungsstraße, um die Königstraße zu entlasten? Somit werden die zukünftigen Spaziergänge auf dem Bummereiweg wohl entfallen. Denn da gibt es dann kein Grün mehr.
Lieber Herr Bürgermeister, bitte vergessen Sie nicht, Reinbeks Logo ändern zu lassen.
Stadt Reinbek – im Grauen!
Patricia Böge, Schönningstedt